Jahrzehntelang adoptierten Schweizer Paare Babys aus dem Ausland Illegal adoptiert Das Schicksal der verkauften Kinder aus Sri Lanka  – oft unter fragwürdigen und illegalen Umständen. Jetzt kann der Verein Back to the Roots Betroffene vorläufig weiter bei ihrer Herkunftssuche in Sri Lanka unterstützen.

Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) führt das auf Ende 2024 befristete Betreuungs- und Unterstützungsangebot ein Jahr weiter. Bund und Kantone stellen Back to the Roots pro Jahr maximal 250’000 Franken zur Verfügung. 

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Unklar, wer für Adoptierte zuständig ist

Adoptierte Personen, die unter unklaren Umständen von ihren leiblichen Eltern getrennt wurden, leiden teils stark darunter. Bis heute schieben sich Bund und Kantone gegenseitig die finanzielle und politische Verantwortung zu. «Klar ist, dass die Kantone für die Unterstützung der Betroffenen bei der Herkunftssuche zuständig sind», sagt KKJPD-Generalsekretär Florian Düblin dem Beobachter. Allerdings werde die KKJPD dieses Dossier abgeben, «weil wir weitestgehend nicht zuständig sind».

In einigen Kantonen sind die zuständigen Adoptionsbehörden Teil der Justiz- und Polizeidirektion, in anderen gehören sie der Gesundheitsdirektion an. Düblin: «Die Kantone sind in dieser Frage zurzeit nicht weiter als vor zwei Jahren, es gibt momentan keine interkantonale Koordination.» 

«Die Verlängerung dieses Projekts ist sehr wichtig als Bekenntnis den betroffenen Personen gegenüber.»

Celin Fässler, engagiert sich im Verein Back to the Roots für Adoptierte

Erst letzten Herbst lehnte der Ständerat eine Forderung ab, die den Bund in die Pflicht nehmen wollte, Unterstützungsangebote von Organisationen wie Back to the Roots zu finanzieren. Zuvor hatte der Nationalrat der parlamentarischen Initiative zugestimmt. Celin Fässler Kandidatinnen für den Prix Courage 2023 Sie machten den Babyhandel aus Sri Lanka publik vom Verein Back to the Roots sagt: «Die Verlängerung dieses Projekts ist sehr wichtig als Bekenntnis den betroffenen Personen gegenüber.» 

Weil solche Herkunftsrecherchen meist länger dauern, wächst die Zahl der Personen, die sich von Back to the Roots helfen lassen. Derzeit betreut die Anlaufstelle rund 70 Personen. Der Verein konzentriert sich auf Betroffene aus Sri Lanka . Adoptierte aus anderen Ländern können sich in ihrem Wohnkanton an die Adoptionsbehörde wenden, erhalten da aber oft nur ungenügend Unterstützung. Diese Stellen verfügen oft weder über die nötigen Kapazitäten noch über das Know-how für komplizierte internationale Nachforschungen.

Illegale Adoptionen aus weiteren Ländern

Wie es nach 2025 weitergeht, ist unklar. KKJPD-Generalsekretär Düblin kündigt für den Herbst immerhin ein Treffen mit allen zuständigen Regierungsräten und Bundesrat Beat Jans an.

Nicht nur aus Sri Lanka oder Indien wurden seit den 1960er-Jahren Babys zur Adoption in die Schweiz gebracht, sondern auch aus Bangladesch, Brasilien, Chile, Guatemala, Indien, Kolumbien, Korea, Libanon, Peru und Rumänien. Das zeigte Ende 2023 eine Archivanalyse Forschungsbericht Illegale Adoptionen aus zehn weiteren Ländern der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Auftrag des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements.

Das Justiz- und Polizeidepartement hielt darauf fest: «Die Zahl der erteilten Einreisebewilligungen legt nahe, dass mehrere Tausend Adoptivkinder im untersuchten Zeitraum von den Unregelmässigkeiten betroffen sein könnten.»

Leibliche Eltern finden: Hier erhalten Adoptierte Hilfe
  • Adoptierte Personen aus Sri Lanka: Back to the Roots, info@backtotheroots.ch
  • Adoptierte aus anderen Ländern:
Kontaktieren Sie die Adoptionsbehörde Ihres Kantons. Eine Liste der zuständigen Stellen findet sich auf der Website des Bundesamtes für Justiz (siehe Adressliste der zentralen Behörden der Kantone).